• Beschäftigungspolitik
Konjunktureller Arbeitslosigkeit kann eine konsequente Stabilitätspolitik der Zentralbank hinreichend vorbeugen. S. hierzu den Themenbereich Geld- und Konjunkturpolitik.
Zur Eindämmung struktureller Arbeitslosigkeit bedarf es einer innovativen Lohnstrukturpolitik, bei der ein Bürgergeldsystem eine herausragende Rolle spielen kann. S. hierzu u.a. die Kurzeinführung Arbeitsmarkttheorie.
Zu einem Vollbeschäftigungskonzept bei hoher sozialer Mindestsicherung s. auch Is Democracy Fit for Basic Income? Toward a Hybrid Income Guarantee for Future Generations.
Thesen zum Arbeitsmarkt
- Wirtschaftspolitik sollte immer auch Beschäftigungspolitik sein, um möglichst allen Arbeitskräften eine faire Chance auf zumutbare und sinnstiftende Arbeit zu geben. Zudem sollten alle Arbeitskräfte von der Summe ihrer Einkünfte einen angemessenen Lebensunterhalt bestreiten können. Wenn dies erreicht ist, herrscht Vollbeschäftigung im bestmöglichen Sinn. Ein solche Vollbeschäftigung schließt natürlich temporäre strukturelle Arbeitslosigkeit nicht aus, die beispielsweise durch Unternehmensinsolvenzen, Branchenkrisen oder bei Umbrüchen individueller Arbeitsbiographien entsteht.
- Um Vollbeschäftigung in diesem Sinne zu sichern, muss Wirtschaftspolitik zuallererst für gesamtwirtschaftliche Stabilität sorgen. Sie muss also konjunkturellen Einbrüchen vorbeugen und entgegenwirken, unabhängig davon, ob deren Ursachen z.B. in vorangegangenen Überhitzungen oder in so genannten externen Schocks liegen. Damit beugt die Wirtschaftspolitik zugleich Fehlentwicklungen des Wechselkurses und des gesamtwirtschaftlichen Lohnniveaus vor, die ihrerseits Arbeitslosigkeit zur Folge haben können. Zum Konzept einer solchen konsequenten Stabilitätspolitik s. den Themenbereich Geld- und Konjunkturpolitik.
- Daneben sollte die Beschäftigungspolitik dafür sorgen, dass die Beschäftigungsbereitschaft der Unternehmen nicht durch einseitige Verteilung wirtschaftlicher Risiken beeinträchtigt wird. Diesen Bereich der Beschäftigungspolitik habe ich vormals als "präventive Risikopolitik" bezeichnet. S. hierzu auch "Der Arbeitsmarkt im Sozialstaat" (1991/2001) in "Bücher zum Download" und vor allem "Der Neue Sozialstaat" (1992/1997) im Gesamtkatalog.
- Dass eine konsequente Stabilitätspolitik und auch eine ausgewogene Verteilung wirtschaftlicher Risiken die Beschäftigung sichern helfen, sollte im Grundsatz anerkannt sein. Zur Sicherung von Vollbeschäftigung bedarf es darüber hinaus aber einer (von mir so genannten) präventiven Arbeitsmarktpolitik, der in der Vergangenheit wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Diese Politik ist prinzipiell eine Lohnstrukturpolitik. Sie soll zur Herausbildung marktkonformer Lohnstrukturen beitragen, bei denen das Arbeitskräftepotential weitestgehend ausgeschöpft wird.
- Eine solche marktkonforme, an den individuellen Wertschöpfungsbeiträgen orientierte Lohnstruktur stößt bei Arbeitskräften – sowohl auf Unternehmensebene wie in der Gesamtwirtschaft – auf verständlichen spontanen Widerstand, nämlich den von mir so genannten Gleichbehandlungsanspruch. Dieser Gleichbehandlungsanspruch richtet sich gegen das bei marktkonformen Lohnstrukturen entstehende hohe Ausmaß an Ungleichheit. Insoweit die Gleichbehandlungsansprüche sich durchsetzen, sind daher die realen Lohnstrukturen nicht mehr marktkonform. Bei solchen nicht marktkonformen Lohnstrukturen können nicht alle Arbeitskräfte rentabel beschäftigt werden. Das Vollbeschäftigungsziel wird somit zwangsläufig verfehlt.
- Die große Ungleichheit marktkonformer Löhne stößt nicht nur auf individuelle Widerstände bei den Betroffenen, sondern auch auf politische Widerstände. Die Politik steht damit vor der Wahl, diese Widerstände im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu stützen oder sie zu schwächen. Dies ist letztlich die Wahl zwischen hoher Arbeitslosigkeit bei nivellierter Lohnungleichheit und geringer Arbeitslosigkeit bei starker Lohnungleichheit.
- Die Unternehmen haben in der Vergangenheit zunehmend wirksamere Methoden entwickelt, um sich der Widerstände gegen marktkonforme Lohnstrukturen zu erwehren. Dazu gehört das Outsourcing von Tätigkeiten, deren marktkonforme Entlohnung nur gegen kostspielige unternehmensinterne oder gar politische Widerstände durchsetzbar wäre.
Dies erhöht die Ungleichheit der Löhne, verringert aber zugleich die Arbeitslosigkeit.
- Ein mögliches Mittel, um die politische Akzeptanz für vollbeschäftigungssichernde, also die Arbeitslosigkeit verringernde Lohnstrukturen zu erhöhen, ist das Bürgergeld (bedingungsloses Grundeinkommen).
Weiteres zur Lohnstrukturproblematik hier in der Kurzeinführung Arbeitsmarkttheorie.
Zur Erläuterung obiger Begriffe wie Risikopolitik, Gleichbehandlungsanspruch u.a. s. auch das Glossar in neopolis.info.
Bücher
Zur Bücherliste Arbeitsmarkt/Beschäftigungspolitik s.den Gesamtkatalog Wirtschaft.
Hier besonders relevant:
Der Neue Sozialstaat
Entwurf einer neuen Wirtschafts- und Sozialordnung (Arbeitsmarkt und Sozialstaat, Band 3), 2., vollständig neubearbeitete Auflage, Opladen 1997
Bücher und Buchanhänge zum Download
- Der Arbeitsmarkt im Sozialstaat. Eine Funktionsanalyse
- Arbeitslosigkeit im Sozialstaat
- Anhang zu: Der Arbeitsmarkt im Sozialstaat
- Anhang zu: Arbeitslosigkeit im Sozialstaat
Essays und Artikel
- Die Logik des Arbeitsmarktes
- Die Logik des Arbeitsmarktes (2)
- Finanzmarktkrise und die Logik des Arbeitsmarktes
- Lebenserwartung und Lebensarbeitszeit
- Bürgergeld und Neokratie
- Wenn Risiken zu groß werden. Risikoprämie, Produktionsvolumen und Beschäftigung
- Arbeit für alle? Zwischen Vollbeschäftigung und Arbeitszwang